Ebook-Selbstbau leicht gemacht
„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft,
etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen..“
Albert Einstein

Ein paar Gedanken zum Thema Software

Bevor wir uns dem praktischen Teil dieser Anleitung zuwenden möchte ich Dir noch kurz aufzeigen, welche Software ich abgesehen von Betriebssystem und Scanner-Software dafür verwende und auch Dir empfehlen würde.
Wobei ich – von Linux her kommend und partiell auch Windows nutzend – immer Open-Source- Varianten bevorzuge, die (mit Ausnahme des Texterkennungs-Programmes) auf allen Plattformen laufen und möglichst einfach zu installieren und zu bedienen sind.

Als kleinen Service für Dich habe ich in den einzelnen Abschnitten Download-Möglichkeiten für Windows und MacOs verlinkt – bezogen auf Linux kommt man am leichtesten an alle hier vorgestellten Programme, wenn man den Weg über wiki.ubuntuusers.de geht und dort die Suche bemüht. Dort findet man auch Hilfe zur Installation und Konfiguration der Programme unter Linux

Die Texterkennung mit einem OCR-Progamm

ist nach dem Scannen der wichtigste Schritt, um uns eine gute Basis für alles weitere zu schaffen und gleichzeitig auch der Teil, der als grafiklastiges Programm dabei am meisten Hardware-Ressourcen benötigt. Um so mehr, je umfangreicher die beim Scannen erzeugten Bild- und PDF-Dateien sind.
Also ist es um so wichtiger, dafür ein Programm zu wählen, das selbst möglichst wenig an Ressoucen benötigt und nicht noch unnötigen Ballast mitbringt als viele kommerzielle Programme, deren Vollversionen dennoch geeignet sind, wenn Dein Windows- oder Apple-Rechner ausreichend Reserven dafür hat.

Aber das kam damals für mich als nur-Linux-Benutzer natürlich nicht in Frage, weshalb ich letztendlich bei einer Kombination aus dem von Google gepflegten Tesseract als OCR-Basis und gImageReader (nur für Linux und Windows verfügbar) als grafischer Benutzeroberfläche gelandet bin – ähnlich, wie sie bei einigen Online-Angeboten und bei Google Lens zur Texterkennung üblich sind.

Wobei die meisten Online-Lösungen zwar durchaus auch nutzbar sind (damit habe ich anfangs auch herumprobiert) und sogar gute Erkennungsraten haben, aber (ähnlich den kastrierten OCR-Versionen in der Scannersoftware) häufig ebenfalls Beschränkungen in der Funktion aufweisen. Korrektur von Silbentrennungen und Umwandlung in Fliesstext beherrschen nur die wenigsten, oder wenn, dann nur in kostenpflichtigen Abo-Modellen, die unbegrenzten Zugriff erlauben und auch die häufig auf diesen Seiten geltenden Upload-Limits aufheben.
Allerdings wüsste ich auch keinen Grund, auf derartige OCR-Lösungen zurückgreifen zu müssen – es sei denn, mein eigener Rechner käme bei der Texterkennung leistungsmässig an seine Grenzen.

Für Nutzer von MacOS habe ich mangels eigener Erfahrungen an dieser Stelle leider keine Empfehlung ausser, die grossen Suchmaschinen zu befragen.

Die Textverarbeitung

ist das Programm, mit dem Du am meisten Zeit verbringen wirst.
Zumindest bei der hoffentlich nicht allzu notwendigen Fehlerkorrektur und beim sehr zeitaufwändigen Formatieren ist sie unumgänglich und auch sehr hilfreich, wenn Du einen Text „nur“ als PDF zur Verwendung am Rechner oder auf dem Tablet aufbereiten willst, weil sich hier schon eine direkte Exportmöglichkeit bietet.
Meine Empfehlung dazu ist auf alle Fälle das kostenlose und auf allen Plattformen verwendbare Open-Source-Programm LibreOffice, das im Bereich der Textverarbeitung einen ähnlichen Funktions-Umfang wie Microsoft Word bietet und zusätzlich über Funktionen verfügt (beispielsweise auch einen direkten schnellen Export in EPUB-Format und erweiterte Bearbeitungsmöglichkeiten für PDF-Dateien) die Word nicht kennt.

Falls Du schon Word auf dem Rechner hast, kannst Du das natürlich trotzdem benutzen. Meine Tipps sollten eigentlich auch damit funktionieren

Die Bildbearbeitung

ist ein notwendiges Übel, auch wenn es nicht zur Kernkompetenz von E-Readern gehört, Bilder darzustellen. Aber zumindest ein Titelbild gibt es immer und auch im Text kommen sie gelegentlich vor – und deshalb musst Du Dich zwangsläufig auch mit diesem Thema beschäftigen um sie entsprechend anpassen zu können. Zumindest die Grösse und Schärfe der Bilder solltest Du anpassen können und – weil es der bessern Darstellung dient – auch das Konvertieren von Farbigen Bildern in Graustufen.
Immerhin: Als Nutzer von Windows oder MacOs reichen dafür die Bordmittel aus, welche diese Betriebssysteme ohnehin mitbringen – und wenns ein wenig mehr sein darf, gerne auch das ebenfalls für alle Plattformen erhältliche und kostenlose Gimp, wie es in jeder Linux-Distribution ohnehin enthalten ist.

Boliden wie Photoshop sind jedenfalls nicht nötig.

Der Export in E-Reader-taugliche Formate

ist der letzte Schritt zum fertigen Ebook und auch der, wo der letzte Feinschliff stattfindet und alles zusammengeführt wird, was Du in den vorhergehende Schritten erarbeitet hast – Dein korrigierter und formatierter Text und ggf. die Inhalts-Bilder in ihrer angepassten Form.
Auch Titelbild, Inhaltsverzeichnis und Metatexte (Klappentext und Impressum eines Ebooks) werden erst an dieser Stelle erstellt und eingebunden, sowie auch (falls gewünscht) die dynamische Silbentrennung.
Und das alles mit nur einem Werkzeug, mit dem kostenlosenOpen-Source-Programm Calibre, für das es leider nur eine englische Website gibt, auch wenn seine Oberfläche perfektes deutsch beherrscht und noch eine Reihe weiterer Funktionen beinhaltet:

Angefangen bei einer eigenen Bibliothek zur Ebook-Verwaltung (sowohl auf deiner Festplatte als auch auf Deinem E-Reader) bis hin zum komfortablen Ebook-Versand per Mail versammelt sich da alles, was man sich nur wünschen kann, auch wenn ich es hier nicht bis ins letzte Detail beschreiben werde und mich nur auf die Funktionen beschränke, die es für unser Vorhaben braucht.

Weitere Bearbeitung nach dem Export in Ebook-Formate

Auch wenn Calibre schon einiges an Werkzeugen bietet, kann es sinnvoll sein, noch ein weiteres Werkzeug in der Hinterhand zu haben, das allerdings eher für Experten geeignet ist, die schon etwas Erfahrung im Umgang mit HTML und CSS haben:
Sigil (ebenfalls Open – Source und für alle Plattformen erhältlich.) ist dann hilfreich, wenn man mit den einfachen Formatierungsmöglichkeiten der Textverarbeitung nicht mehr weiterkommt, was insbesondere für Spezialaufgaben wie das Einbinden und die spezielle Formatierung von Bildern zutrifft.

Für „nur Text“-Ebooks mit allenfalls ein oder zwei Bildern wirst Du es also sicherlich nicht brauchen – deshalb erwähne ich es auch nur der Vollständigkeit halber und ohne die Absicht, im weiteren Verlauf dieser Anleitung detaillierter darauf einzugehen. Zumal ich selbst mit diesem Problem bisher nur einmal konfrontiert war und deshalb auch kaum Erfahrung damit habe..
Hilfen dazu gibt es aber einige im Netz – Google wird also auch in Bezug darauf sicherlich Dein Freund, wenn Du Dich an solche Aufgaben heranwagen willst.

Was Du nicht brauchen wirst

sind extra Programme zum Lesen und Bearbeiten von PDF-Dateien, auch wenn insbesondere Windows gerne mal mit diesem Vorschlag um die Ecke kommt. Denn zum Lesen kannst du ganz bequem Deinen Webbrowser nutzen, der mit entsprechendem Plugins (für Firefox und Chrome erhältlich) auch das Ebook-Format EPUB darstellen kann (die Kindle-Formate MOBI und AZW3 aber leider nicht) – und zum Bearbeiten reicht Deine Textverarbeitung (egal ob LibreOffice oder Word) allemal aus, solange es nur um das Einfügen oder Löschen einzelner Seiten geht.

Deshalb muss es auch nicht der Adobe-Acrobat-Reader mit seinen teuren Abo-Modellen sein.

-_-_-_-


Und jetzt kommt der Punkt, wo ich Dir mal gratulieren muss,

weil Du bis hierher durchgehalten hast.
Denn am Ende dieser Seite bist du auch am Ende der grauen Theorie angekommen und kannst anfangen, Dich mit der Praxis zu beschäftigen.

Also: Herzlichen Glückwunsch und auf zu neuen Taten!

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